Kommunale Wärmeplanung – Baustein für den Klimaschutz in Deutschland 2024

Die Versorgung der Haushalte und der Industrie mit Wärmeenergie macht in Deutschland weit über 50 % der Emissionen aus. Der Großteil davon, ca. 80 %, werden immer noch mit fossilen Energien wie Gas und Öl gedeckt. Die Versorgung mit Fernwärme macht aktuell nur etwa einen Anteil von 15 % aus.

Damit sich das ändert und die Umstellung auf erneuerbare Energien gelingt, hat die Bundesregierung die bundesweite Wärmeplanung ins Leben gerufen, denn anders wird Deutschland die Klimaziele bis zum Jahr 2045 nicht erreichen. Die Wärmenetze müssen einen großen Beitrag dazu leisten, damit wir eine klimaneutrale Wärmeversorgung realisieren können.

In unserem Artikel erfahren Sie alles über die zukünftige klimaneutrale Versorgung mit Wärme und wie das in Deutschland geschehen soll.

Was versteht man unter kommunaler Wärmeplanung?

Der Begriff bezieht sich auf den Prozess der strategischen Planung für die Bereitstellung von Wärme und Heizung auf kommunaler Ebene in langfristiger Hinsicht. Dabei umfasst sie die Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen zur effizienten und nachhaltigen Versorgung mit Wärme in einer Gemeinde oder Stadt.

Denn ein Wärmenetz für die Versorgung von tausenden von Haushalten zu entwickeln ist sehr komplex und erfordert eine detaillierte und praxisnahe Planung und Umsetzung.

Wann kommt die Wärmeplanung der Kommunen?

Das Gesetz zur Wärmeplanung (Wärmeplanungsgesetz) wurde am 17. November 2023 vom Bundestag beschlossen, die Zustimmung des Bundesrats erfolgte daraufhin am 15. Dezember. Somit konnte Wärmeplanungsgesetz im Januar 2024 in Kraft treten.

Ab diesem Zeitpunkt waren die Kommunen verpflichtet einen Wärmeplan für ihre Gemeinde zu erstellen bzw. mit der Ausarbeitung zu beginnen.
Hilfe bei dieser Planung können die Gemeinden bei Kompetenzzentrum kommunale Wärmewende (kurz: KWW) erhalten. Die KWW unterstützt mit Informationen, Angeboten, Veranstaltungen und Schulungen. Im KWP-Netzwerk erhalten sie Informationen über gesetzliche Rahmenbedingungen, Technologien und Einblicke in die Praxis.

Bis wann die Wärmeplanung der Gemeinden ausgearbeitet sein muss, darüber entscheidet die Einwohnerzahl.

  • Kommunen mit mehr als 100.000 Einwohnern haben eine Frist bis zum 30ten Juni 2026
  • Kleine Gemeinden unter 100.000 Einwohnen haben dagegen bis zum 30ten Juni 2028 Zeit

Die vier Elemente eines kommunalen Wärmeplans

Die Wärmeplanung ist als Leitfaden zur klimaneutralen Wärmeversorgung zu verstehen und besteht aus mehreren Schritten. So können alle Potenziale einer klimaneutralen Versorgung mit Wärme ausgeschöpft und so der Ausbau der Fernwärmenetze effektiv vorangetrieben werden.

Bestandsanalyse

Dieser erste Baustein umfasst die Analyse des vorhandenen Wärmebedarfs der Gemeindegebiete. Hierbei werden Daten wie Gebäudebestand, Energieverbrauch, Wärmeerzeugungstechnologien und Verteilungsinfrastruktur erfasst und analysiert. Ziel ist es, einen umfassenden Überblick über den aktuellen Zustand der Wärmeversorgung zu erhalten. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einem „Digitalen Zwilling“ einer Kommune, für den die Beschaffung und Aufbereitung zahlreicher Grundlagendaten und Geoanalysen notwendig sein können.

Potenzialanalyse

Bei der Potenzialanalyse wird das vorhandene Potenzial für nachhaltige Energien und andere alternative Wärmequellen in der Gemeinde bewertet. Hierbei werden Faktoren wie Solareinstrahlung, Biomasse-Verfügbarkeit, Geothermie-Potenzial sowie die Möglichkeit der Nutzung von Abwärme aus Industrie- oder Gewerbebetrieben berücksichtigt. Die Potenzialanalyse hilft dabei, die Möglichkeiten zur nachhaltigen und umweltfreundlichen Wärmeversorgung in der Gemeinde zu identifizieren.

Szenarienentwicklung

In diesem Schritt werden verschiedene Szenarien für die zukünftige Versorgung mit Wärme entwickelt und bewertet. Dabei werden verschiedene Aspekte wie Kosteneffizienz, CO₂-Emissionen, Versorgungssicherheit und technische Machbarkeit berücksichtigt. Die Szenarien können unterschiedliche Kombinationen von Wärmequellen, Wärmeerzeugungstechnologien und Verteilungssystemen beinhalten. Die Szenarienentwicklung hilft dabei, die bestmögliche Lösung für eine nachhaltige Wärmeversorgung in der Gemeinde zu identifizieren.

Handlungsplan

Der Handlungsplan bildet den abschließenden Baustein der kommunalen Wärmeplanung. Hier werden konkrete Maßnahmen definiert, um die Ziele für eine nachhaltige Wärmeversorgung umzusetzen. Der Handlungsplan kann beispielsweise Maßnahmen zur Förderung von energetischen Gebäudesanierungen, zum Ausbau erneuerbarer Energien, zur Errichtung von Wärmenetzen oder zur Implementierung von Energieeffizienzmaßnahmen enthalten. Der Plan enthält konkrete Schritte, Zeitpläne, Zuständigkeiten und Finanzierungsoptionen, um die Umsetzung der Maßnahmen zu gewährleisten.

Zum Handlungsplan kann auch eine zielgruppenspezifische Strategieentwicklung auf Basis der Sinus-Milieus® gehören, die darauf abzielt, Quartiere zu identifizieren, in denen sich Maßnahmen einfacher umsetzen lassen. Darüber hinaus kann auch die Kommunikation zu Maßnahmen und Angeboten an sich an unterschiedliche Milieus angepasst werden. So können umweltbewusstere Milieus wahrscheinlich eher über Argumente wie Klima- oder Ressourcenschutz motiviert werden, während das Interesse von anderen Milieus besonders über längerfristige Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen geweckt werden könnte.

Wer ist verpflichtet, eine kommunale Wärmeplanung zu erstellen?

Alle Kommunen und Gemeinden in Deutschland mit mindestens 10.000 Einwohnern sind dazu verpflichtet, eine Wärmeplanung für ihr Gemeindegebiet bis spätestens 30.06.2028 auszuarbeiten. Zusätzlich mit den Großstädten sind das rund 1600 Kommunen, für die das neue Gesetz gilt.
Für kleine Ortschaften und Städte unter einer Einwohnerzahl von 10.000 gibt es aktuell noch keine Vorgaben.

Warum kommt die Wärmeplanung der Gemeinden?

Die Wärmeplanung innerhalb der Gemeinden ist in Deutschland ein wichtiger Baustein bei der Umsetzung der energie- und klimapolitischen Ziele des Landes.

Es gibt mehrere Gründe, warum das in Deutschland eine hohe Bedeutung hat:

  1. Energiewende: Deutschland hat sich das Ziel gesetzt, bis 2050 weitgehend klimaneutral zu sein. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es notwendig, den größten Verursacher von CO₂-Emissionen, den Wärmesektor, zu dekarbonisieren. Die Wärmeplanung ermöglicht es den Städten und Gemeinden, einen effizienten und nachhaltigen Kurs bei der Wärmeversorgung einzuschlagen und erneuerbare Energien verstärkt einzusetzen.
  2. Energieeffizienz: Zudem zielt die Maßnahme darauf ab, den Wärmeverbrauch zu reduzieren und die Energieeffizienz zu verbessern. Indem der Wärmebedarf erfasst und Analysen zur Effizienz durchgeführt werden, können Maßnahmen zur Einsparung von Energie und zur Steigerung der Effizienz entwickelt werden.
  3. Umwelt- und Klimaschutz: Die Wärmeplanung soll dazu beitragen, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren und die Umweltauswirkungen der Wärmeversorgung zu minimieren. Durch den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien wie Solarenergie, Biomasse und Geothermie kann der Bedarf an fossilen Brennstoffen verringert werden.
  4. Lokale Energieversorgung: Außerdem wird die Entwicklung von dezentralen und lokal orientierten Energieversorgungssystemen. Das ermöglicht eine größere Autonomie der Kommunen bei der Energieversorgung und kann zugleich wirtschaftliche Chancen für lokale Unternehmen schaffen.

In welchen Bundesländern ist die kommunale Wärmeplanung verpflichtend?

Grundsätzlich ist das Wärmeplanungsgesetz für alle Bundesländer und große Gemeinden gültig. Und das seit Beginn des Jahres 2024.
Es gibt jedoch vereinzelte Bundesländern wie Baden-Württemberg, die bereits vorher eine solche Wärmeplanung eingeführt hatten. In Baden-Württemberg war ein solches Gesetz unter der grün-schwarzes Regierung bereits im Herbst 2020 erlassen worden.

Welche Vorteile haben die Bürger in Deutschland von der Wärmeplanung?

Die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland können von der kommunalen Wärmeplanung mehrere Vorteile haben:

  1. Effizienz und Kosteneinsparungen: Durch die Wärmepläne werden Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz entwickelt und umgesetzt. Dies kann dazu beitragen, den Wärmeverbrauch in Gebäuden zu senken und damit die Energiekosten für die Bürger zu reduzieren.
  2. Klima- und Umweltschutz: Die Wärmeplanung zielt darauf ab, den CO₂-Ausstoß im Wärmesektor zu reduzieren und die Nutzung von erneuerbaren Energien zu fördern. Durch den verstärkten Einsatz von umweltfreundlichen Wärmequellen wie Solarthermie, Biomasse oder Geothermie wird der Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels und zum Schutz der Umwelt geleistet.
  3. Erhöhte Versorgungssicherheit: Eine breitere Nutzung erneuerbarer Energien und die Entwicklung dezentraler Energieversorgungssysteme können die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduzieren und die lokale Versorgungssicherheit erhöhen. So können explodierende Energiepreise wie zuletzt aufgrund des Ukraine-Krieges vermieden werden, da die eigene Autonomie in Sachen Energie gefördert wird.
  4. Qualität der Lebensumgebung: Die kommunale Wärmeplanung berücksichtigt auch Aspekte zur Verbesserung der Lebensqualität in den Städten und Gemeinden. Das betrifft Maßnahmen zur Reduzierung von Luftverschmutzung und Lärmbelastung. So führt die Erstellung von Wärmeplänen auch zu einer angenehmeren und gesünderen Umgebung für die Bürgerinnen und Bürger.

Fazit:

Das Ziel der kommunalen Wärmeplanung ist es, langfristige und nachhaltige Wärmeversorgungskonzepte zu entwickeln, die sowohl ökonomisch als auch ökologisch vorteilhaft für die Kommunen und die Bewohner sind.

Durch die Integration erneuerbarer Energien und die Optimierung der Wärmeversorgungssysteme können Kommunen ihre Energiekosten senken, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduzieren und zum Klimaschutz beitragen.

Das sind alles Ziele, für die wir uns als Gemeinschaft einsetzen müssen, um die Dekarbonisierung in unserem Land voranzutreiben. Gerne unterstützen wir Sie dabei – Sprechen Sie uns hier an!