Sinus-Migrantenmilieus

Die Sinus-Migrantenmilieus

Die Sinus-Migrantenmilieus bieten ein differenziertes Verständnis für die Lebenswelten von Migrant*innen – einschließlich ihrer Wertorientierungen, Lebensziele, Wünsche und Zukunftserwartungen.

Als erstes Institut in Deutschland hat SINUS im Jahr 2008 systematisch die Lebensstile und sozialen Milieus von Menschen mit Migrationshintergrund erforscht. Im Jahr 2018 wurde das daraus entwickelte Sinus-Migrantenmilieumodell in Zusammenarbeit mit dem vhw (Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung) – empirisch aktualisiert. Ein ausführlicher Bericht hier zum Download bereit.

Im internationalen Vergleich teilen Gleichgesinnte über Ländergrenzen hinweg ähnliche Lebensstile. Dies gilt gleichermaßen für den „intranationalen“ Vergleich zwischen Migrant*innen unterschiedlicher Herkunft, aber gemeinsamen lebensweltlichen Mustern. Die Migrantenmilieus unterscheiden sich dabei weniger nach ethnischer Herkunft oder sozialem Status, sondern primär nach Wertvorstellungen, Lebensstilen und ästhetischen Präferenzen. Rückschlüsse von der Herkunftskultur auf das Milieu sind daher nicht möglich.

Sinus-Migrantenmilieus

Statusbewusstes Milieu

Aufstiegsorientiertes Milieu mit traditionellen Wurzeln, das durch Leistung und Zielstrebigkeit materiellen Wohlstand und soziale Anerkennung erreichen will, ohne seine Bezüge zur Herkunftskultur aufzugeben.

Intellektuell-Kosmopolitisches Milieu

Die erfolgreiche, aufgeklärte Bildungselite mit liberaler und postmaterieller Grundhaltung, einem multikulturellen Selbstverständnis und vielfältigen intellektuellen Interessen.

Milieu der Performer

Die zielstrebigen multioptionalen, global denkenden Zukunftsoptimisten mit hoher Technik- und IT-Affinität, großem Selbstbewusstsein und gehobenen Stil- und Konsumansprüchen.

Experimentalistisches Milieu

Das individualistische Milieu der spaß- und szeneorientierten Nonkonformisten mit ausgeprägter Experimentierfreude, Distanz zum Mainstream und Fokus auf dem Leben im Hier und Jetzt.

Adaptiv-Pragmatisches Milieu

Der optimistische, leistungs- und familienorientierte junge Mainstream mit Freude am technischen Fortschritt, pragmatisch-realistischen Zieldefinitionen und hoher Anpassungsbereitschaft.

Bürgerliche Mitte

Die leistungs- und anpassungsbereite Mitte der Migrantenpopulation, die sich mit den Verhältnissen im Aufnahmeland identifiziert, nach sozialer Akzeptanz und Zugehörigkeit strebt und harmonisch und abgesichert leben möchte.

Traditionelles Arbeiter-Milieu

Das etablierte traditionelle Milieu der Arbeitsmigranten und Spätaussiedler, das nach materieller Sicherheit und Anerkennung strebt, das sich angepasst hat ohne anzuecken.

Religiös-Verwurzeltes Milieu

Das archaische, patriarchalisch geprägte, sozial und kulturell isolierte Milieu, verhaftet in den vormodernen Mustern und religiösen Traditionen der Herkunftsregion, mit deutlichen Rückzugs- und Abschottungstendenzen, pflegt die (Familien-)Traditionen des Herkunftslandes.

Konsum-Hedonistisches Milieu

Das junge freizeitorientierte Unterschichtmilieu mit defizitärer Identität und Underdog-Bewusstsein, auf der Suche nach Spaß, Unterhaltung und Konsum, das sich Leistungs- und Anpassungserwartungen der Mehrheitsgesellschaft verweigert.

Prekäres Milieu

Die um Orientierung, Heimat/Identität und Teilhabe bemühte Unterschicht mit starken Zukunftsängsten, Ressentiments und einer oft fatalistischen Lebenseinstellung, die sich ausgeschlossen und benachteiligt fühlt.

MB Micromarketing hat die Migrantenmilieus in die Microgeographie übertragen und damit eine praxisorientierte Anwendung insbesondere für den öffentlichen Sektor geschaffen.

Diese Erweiterung erlaubt genaue Aussagen darüber, wo Menschen mit Migrationshintergrund leben und wie sich die verschiedenen Teilgruppen in ihren Lebenswelten voneinander unterscheiden. Damit wird nicht nur die räumliche Verteilung sichtbar, sondern auch, in welchem Maß bestimmte Milieus zur sozialen Segregation neigen oder bereits stärker in die Mehrheitsgesellschaft integriert sind.

Sinus-Migrantenmilieus in Düsseldorf

Die microgeographische Verortung der Migrantenmilieus eröffnet neue Perspektiven für eine Vielzahl kommunaler und gesellschaftlicher Aufgabenfelder. Besonders relevant ist sie für die Stadt- und Quartiersentwicklung, die Wohnungs- und Sozialpolitik, integrationspolitische Strategien sowie für karitative und zivilgesellschaftliche Organisationen, die zielgerichtet agieren möchten.

Autor: Sabine Ahlemeier
Managing Director, MB Micromarketing GmbH

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